top of page

CBD in der Schwangerschaft

Erstellt am: 23.12.2022                     Aktualisiert am: 26.12.2022                    Autor: Alexandra Latour

Eine Schwangerschaft verursacht oftmals verschiedene Beschwerden, wie zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und manchmal auch Ängste und Sorgen. Aber dürfen schwangere Frauen überhaupt CBD anwenden? Und kann Cannabidiol (CBD) Schwangerschaftsleiden lindern? Mit diesen Themen beschäftigen wir uns im folgenden Artikel.

Es existieren keine Studien dazu, welche Auswirkungen der Konsum von Cannabis mit seinen Cannabinoiden wie Tetrahydrocannabinol (THC) oder Cannabidiol (CBD) auf das ungeborene Kind hat. Derartige Studien wären auch äußerst unethisch. Für Mutter und Kind wäre dies mit erheblichen Risiken verbunden.

 

Zwar gibt es einzelne Tier- und Laborstudien, diese sind jedoch inkonsistent und die Ergebnisse widersprüchlich [1]. Forscher sind sich aber sicher, dass die Cannabinoide über die Plazenta (Mutter) in den Kreislauf des Fötus gelangen. Allerdings ist unklar, ob es dadurch zu einer gestörten vorgeburtlichen Entwicklung kommt und ob das zentrale Nervensystem des Fötus geschädigt wird.

 

In Studien an Tieren untersuchten Forscher die Auswirkungen von Cannabinoiden an schwangeren Mäusen [2]. Hierdurch kam es bei den Neugeborenen zu Fehlbildungen im Gehirn, Augen und Gesicht. Zur Anwendung kamen synthetische Cannabinoide, die weitaus stärker mit dem Endocannabinoid-System interagieren als die natürlichen Cannabinoide aus der Cannabispflanze. Hinzu kommt, dass mit steigender Dosierung auch die Ausprägungen der Fehlbildungen zunahmen.

Konsumieren Frauen während der Schwangerschaft Cannabis, so steigt das Risiko, dass Neugeborene ein niedriges Geburtsgewicht aufweisen, an einer Anämie (Blutarmut) leiden oder sogar einer intensivmedizinischen Überwachung bedürfen [3, 4].

 

Bei Kindern im schulfähigen Alter konnte festgestellt werden, dass diese unter einer Aufmerksamkeits- und Impulskontrollstörung litten. Zu diesen Ergebnissen ist aber zu sagen, dass unklar ist, ob die Frauen, die an den Beobachtungsstudien teilgenommen haben, nur Cannabis konsumiert haben. Dies wurde von den Frauen zwar bejaht, aber dennoch könnte es sein, dass die Frauen während der Schwangerschaft beispielsweise Zigaretten, Alkohol oder andere Drogen konsumiert haben.

Anker 1
Anker 2
Grafikelement

Die Plazenta (Mutterkuchen) versorgt das Embryo mit allen wichtigen Nährstoffen. Bei einer Untersuchung an Zellmodellen stellten Forscher fest, dass CBD dosisabhängig die Prozesse der Plazenta beeinflusste. So kam es unter anderem zu einem Verlust der Zelllebensfähigkeit. Dementsprechend kann die Einnahme von CBD während der Schwangerschaft negative Auswirkungen haben [5].

Bei unseren Recherchen haben wir festgestellt, dass einige (wenige) Hersteller und Verkäufer von CBD-Produkten tatsächlich auch in der Schwangerschaft empfehlen. Bei Übelkeit und Erbrechen soll CBD angeblich Linderung verschaffen, Ängste lösen und das Wohlbefinden steigern. Hierzu möchten wir noch einmal betonen, dass werdende Mütter in der Schwangerschaft und Stillzeit zum Wohl des Kindes auf CBD-Produkte verzichten sollten.

 

Dennoch sehen wir uns in diesem Artikel kurz an, ob das Cannabinoid überhaupt gegen Übelkeit und Erbrechen helfen kann. Es ist bekannt, dass das berauschend wirkende Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) Übelkeit und Erbrechen sowohl hervorrufen, aber auch lindern kann. Treten diese Beschwerden im Rahmen einer Chemotherapie auf, wird häufig medizinisches Cannabis verordnet, dessen Wirkung wissenschaftlich recht gut belegt ist [6]. Ob die Verwendung von CBD allein ebenfalls diese Wirkung hervorruft, ist unklar. So wurde in verschiedenen Studien sogar festgestellt, dass eine hohe Dosierung von medizinischem CBD sogar Übelkeit auslöste [7].

 

Alles scheint hier wohl von der Dosis abhängig zu sein. Denn in Tierstudien war beobachtbar, dass CBD je nach Dosis den 5-HT1A-Rezeptor indirekt aktivieren konnte [8]. Infolge dessen setzte der Körper der Tiere weniger Serotonin (5-HAT) frei, was die Übelkeit und den Brechreiz linderte.

Anker 3
Anker 5

Nach der Geburt des Kindes leiden viele Frauen unter einem Schlafmangel, Stress und manchmal sogar mit Ängsten und Sorgen. Dabei ist bekannt, dass stillende Mütter bei bestimmten Medikamenten vorsichtig sein müssen. Aber gilt das auch für das Cannabinoid aus der Hanfpflanze?

 

Zunächst einmal ist zu sagen, dass Schwangere Endocannabinoide bilden. Diese lassen sich auch nach der Niederkunft noch in der Muttermilch nachweisen. Bislang ist jedoch nicht geklärt, wie die Endocannabinoide dorthin gelangen. Aber nur weil der Körper diese bei einer Schwangerschaft produziert, bedeutet das nicht, dass die Anwendung von Cannabinoiden wie THC oder CBD die Gesundheit des Kindes nicht gefährdet – sowohl in der Schwangerschaft als auch beim Stillen.

 

An einer Studie nahmen acht stillende Mütter teil, die regelmäßig Cannabis konsumierten [9]. Die Forscher entnahmen den Frauen Problem aus der Muttermilch und stellten fest, dass die Neugeborenen über die Muttermilch etwa 2,5 Prozent THC aufnahmen. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass CBD auch in die Muttermilch übergeht und die Neugeborenen gefährden kann. Deshalb sollte jede stillende Frau auf die Einnahme von CBD verzichten.

Wenn der Schwangerschaftstest positiv ausfällt, trägt die Frau nicht mehr nur für sich die Verantwortung, sondern auch für das ungeborene Kind. Dabei ist hinlänglich bekannt, dass Schwangere auf Zigaretten, Alkohol, bestimmte Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel sowie auf jede Droge verzichten sollten.

 

Eine Schwangerschaft geht nicht nur mit Freuden einher. Viele Schwangere leiden unter Übelkeit und Brechreiz, Stress, Sorgen und Ängste. Deshalb suchen auch viele Schwangere nach einer natürlichen Hilfe. Oftmals stoßen sie dann auf CBD-Produkte wie CBD-Öl. Einige Hersteller und Verkäufer empfehlen die CBD-Produkte sogar schwangeren Frauen. So soll CBD-Öl vor allem angstlösend sein, das Wohlbefinden steigern und sogar gegen Übelkeit und Brechreiz helfen.

 

Die Studienlage in Bezug auf die Wirkung von CBD auf das ungeborene Kind ist dünn. Aber es finden sich Hinweise darauf, dass Cannabinoide über die Plazenta in den Blutkreislauf des Kindes gelangen. Welche Auswirkungen das haben kann, ist unklar. Dennoch sind Schwangeren und stillenden Müttern dringend von der Einnahme von CBD abzuraten.

Ist CBD schädlich in der Schwangerschaft?

 

In Studien wurde festgestellt, dass die Cannabinoide wie THC und CBD aus dem Hanf über die Plazenta in den Kreislauf des Fötus gelangt. Eine schwangere Frau sollte kein Risiko eingehen und auf CBD in der Schwangerschaft verzichten. Ebenso sollte die stillende Mutter die Einnahme von CBD meiden, da in Untersuchungen nachgewiesen konnte, dass die Cannabinoide wie THC und CBD in die Muttermilch übergehen.

 

Wer darf kein CBD-Öl nehmen?

 

CBD-Produkte wie CBD-Öl, CBD-Tropfen, CBD-Kapseln usw. können Nebenwirkungen auslösen und Wechselwirkungen mit Medikamenten verursachen. Deshalb sollte vor der Einnahme von CBD in jedem Fall Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden. Grundsätzlich sollten Frauen auf CBD während der Schwangerschaft verzichten, ebenso in der Stillzeit.

Anker 4
Anker 6
Anker 7
Anker 8
Alexandra Latour, Autorin, Medizinredakteurin
  • LinkedIn

Aufgrund der über zehnjährigen freiberuflichen Autorinnentätigkeit für renommierte Gesundheitsportale und Online-Magazine übernahm Alexandra Latour Anfang 2017 die stellvertr. Redaktionsleitung von Leafly Deutschland. Auch nach der Schließung der deutschen Niederlassung von Leafly war sie weiterhin als Medizinredakteurin und Beraterin in der Cannabis- und CBD-Branche tätig und konnte sich hier eine umfangreiche Expertise aneignen.

[1] Corsi, D.J., Donelle, J., Sucha, E. et al. Maternal cannabis use in pregnancy and child neurodevelopmental outcomes. Nat Med 26, 1536–1540 (2020). https://doi.org/10.1038/s41591-020-1002-5

 

[2] Kittel-Schneider, S. Schwangeren aktiv von Cannabis abraten. InFo Neurologie 19, 12 (2017). https://doi.org/10.1007/s15005-017-2094-4

 

[3] aerzteblatt.de, 2020, Cannabiskonsum in der Schwangerschaft könnte Autismusrisiko erhöhen

[4] Frauenärzte im Netz, Berufsverband der Frauenärzte e.V., 2022, Cannabis-Konsum in der Schwangerschaft

 

[5] Alves P, Amaral C, Teixeira N, Correia-da-Silva G. Cannabidiol disrupts apoptosis, autophagy and invasion processes of placental trophoblasts. Arch Toxicol. 2021 Oct;95(10):3393-3406. doi: 10.1007/s00204-021-03122-z. Epub 2021 Jul 24. PMID: 34302491

 

[6] Parker LA, Rock EM, Limebeer CL. Regulation of nausea and vomiting by cannabinoids. Br J Pharmacol. 2011 Aug;163(7):1411-22. doi: 10.1111/j.1476-5381.2010.01176.x. PMID: 21175589; PMCID: PMC3165951

 

[7] Kafil TS, Nguyen TM, MacDonald JK, Chande N. Cannabis for the treatment of ulcerative colitis. Cochrane Database Syst Rev. 2018 Nov 8;11(11):CD012954. doi: 10.1002/14651858.CD012954.pub2. PMID: 30406638; PMCID: PMC6516819

 

[8] Limebeer CL, Rock EM, Sharkey KA, Parker LA. Nausea-Induced 5-HT Release in the Interoceptive Insular Cortex and Regulation by Monoacylglycerol Lipase (MAGL) Inhibition and Cannabidiol. eNeuro. 2018 Jul 31;5(4):ENEURO.0256-18.2018. doi: 10.1523/ENEURO.0256-18.2018. PMID: 30073198; PMCID: PMC6071201

 

[9] Baker T, Datta P, Rewers-Felkins K, Thompson H, Kallem RR, Hale TW. Transfer of Inhaled Cannabis Into Human Breast Milk. Obstet Gynecol. 2018 May;131(5):783-788. doi: 10.1097/AOG.0000000000002575. PMID: 29630019

bottom of page