Prozentangaben bei CBD-Ölen
Erstellt am: 01.08.2022 Aktualisiert am: 30.10.2022 Autor: Alexandra Latour
CBD-Öle werden mit unterschiedlichen Prozentangaben bzw. Konzentrationen angeboten. Auf den ersten Blick mag das etwas verwirrend sein, jedoch steckt ein einfaches Prinzip dahinter. So steht die Prozentzahl für den CBD-Gehalt. Wenn ein CBD-Öl zum Beispiel 2 Prozent CBD enthält, entspricht das bei einer Menge auf 10 Milliliter genau 200 Milligramm CBD. Bei einem 5-prozentigen CBD-Öl wären das dann 500 Milligramm CBD und bei einem 10-prozentigen Öl 1.000 Milligramm CBD.
Im Grunde genommen wäre es nur logisch, dass eine höhere Dosis von einer Substanz auch eine stärkere Wirkung entfaltet. Das kann auch bei CBD der Fall sein, muss es aber nicht. Das haben zahlreiche Erfahrungen von Anwendern gezeigt. Während ein Anwender nach drei Tropfen eines 5-prozentigen CBD-Öls bereits einen Effekt spürt, passiert bei dem anderen Anwender nach acht Tropfen eines 10-prozentigen CBD-Öls gar nichts.
Das liegt daran, dass die Interaktion zwischen den Inhaltsstoffen aus dem Hanf und dem menschlichen Körper sehr komplex ist. Ob und wie Cannabinoide wirken, hängt also vielmehr von individuellen Faktoren ab, sodass hier jeder selbst seine Erfahrungen machen muss – natürlich mit der nötigen Vorsicht.
CBD-Öl ist nicht gleich CBD-Öl. Je nach Ausgangsmaterial (Blüten, Blüten und Blätter oder die ganze Pflanze) sowie dem angewendeten Extraktionsverfahren kann die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe als auch die Qualität erheblich variieren.
Ein Vollspektrumextrakt enthält nicht nur Cannabidiol (CBD), sondern auch weitere Cannabinoide, Terpene und Flavonoide – eben das natürliche Spektrum der Hanfpflanze. Alle CBD-Öle, die mehr als 5 Prozent CBD enthalten, können im Grunde keine Vollspektrumextrakte mehr sein. Denn um den CBD-Gehalt zu erhöhen, muss der Extrakt mehrfach gefiltert und gereinigt werden, wodurch andere Inhaltsstoffe zerstört werden. Selbst wenn davon nur noch wenige übrig sind, wird das Produkt immer noch Vollspektrumextrakt genannt.
In der Cannabis-Forschung wird davon ausgegangen, dass sich die Cannabinoide und Terpene synergetisch in ihrer Wirkung ergänzen und eine bessere Wirkung entfalten als eine Einzelsubstanz aus der Cannabispflanze. Dies wird als Entourage-Effekt bezeichnet. Zwar ist der Cannabinoid- und Terpenengehalt in Nutzhanfpflanzen, aus denen CBD-Öl gewonnen wird, wesentlich geringer, dennoch können sich vermutlich die Inhaltsstoffe gegenseitig ergänzen.
Dementsprechend könnte also ein 5-prozentiges CBD-Öl andere Effekte auslösen, als zum Beispiel ein CBD-Öl mit 10, 20 oder sogar 30 Prozent CBD.
Die Hanfpflanze bildet zunächst Cannabidiolsäure (CBDA), die auch als die inaktive Form von Cannabidiol (CBD) bezeichnet wird. Wenn die Pflanze längere Zeit den Umweltbedingungen wie Sauerstoff, Licht und Wärme ausgesetzt ist, beginnt ein Zerfallsprozess. Infolge dessen spaltet sich die Säure ab und aus CBDA wird CBD. Um diesen chemischen Prozess zu beschleunigen, wird das Pflanzenmaterial erhitzt. Erst danach wird das CBD extrahiert. Dass sich dann in dem Extrakt noch Spuren von CBDA befinden, ist völlig normal.
Wenn Hersteller allerdings nicht ordentlich arbeiten, kann auch eine weitaus höhere Menge CBDA in das CBD-Öl gelangen. In solch einem Fall würde es sich um ein minderwertiges Produkt handeln, denn CBDA entfaltet nicht die gleiche Wirkung wie CBD.
Immer mehr Hersteller lassen ihre Produktchargen in einem unabhängigen Labor analysieren und veröffentlichen diese auf ihrer Webseite. Allerdings sind diese Analysezertifikate nicht einheitlich. Das bedeutet, dass nicht alle Hersteller auch den Gehalt sämtlicher Cannabinoide bestimmen lassen. Meist sind es nur Cannabidiol (CBD), Tetrahydrocannabinol (THC), Delta-8-Tetrahydrocannabinol, Cannabigerol (CBG) und Cannabinol (CBN). Nur wenige lassen auch den CBDA-Gehalt bestimmen, obwohl dies äußerst wichtig ist. Hinzu kommt, dass über das Terpenenprofil häufig gar keine Auskunft gegeben wird.
Darüber hinaus gibt es auch durchaus Hersteller, die einfach ein Labor erfinden und ein Zertifikat fälschen. Wiederum
andere behaupten, die Produktchargen werden im hauseigenen Labor analysiert, obwohl sie über kein eigenes Labor verfügen.
In Bezug auf die Analysezertifikate ist also Vorsicht geboten. Sollten diese veröffentlicht sein oder gibt der Hersteller/Verkäufer diese heraus, sollten folgende Punkte geprüft werden:
Handelt es sich um ein „echtes“ Labor? Mithilfe von Google lässt sich dies leicht feststellen.
In dem Analysebericht sollten folgende Daten stehen: Bezeichnung des Produkts, Probenart, Produktchargennummer, Datum der Probenentnahme. Wenn hier ein älteres Datum steht, beispielsweise ein Jahr zuvor, handelt es sich um keinen aktuellen Analysebericht.
In Deutschland dürfen nur CBD-Produkte verkauft werden, bei denen der THC-Gehalt weniger als 0,2 Prozent beträgt. Wurde der THC-Gehalt bestimmt, und wenn ja, liegt er unter dem Grenzwert?
Entspricht der CBD-Gehalt der Angabe auf dem Produkt?
Wurde der CBDA-Anteil bestimmt und ist der CBD-Gehalt wesentlich höher?
Welche weiteren Cannabinoide wurden bestimmt und wie hoch ist deren Gehalt? Ein Vollspektrum CBD-Öl sollte nicht nur CBD enthalten.
All dies kann dabei helfen, ein qualitativ hochwertiges Produkt ausfindig zu machen. Leider ist das keine Selbstverständlichkeit, denn bislang gibt es keine Qualitätsstandards auf dem CBD-Markt.
Aufgrund der über zehnjährigen freiberuflichen Autorinnentätigkeit für renommierte Gesundheitsportale und Online-Magazine übernahm Alexandra Latour Anfang 2017 die stellvertr. Redaktionsleitung von Leafly Deutschland. Auch nach der Schließung der deutschen Niederlassung von Leafly war sie weiterhin als Medizinredakteurin und Beraterin in der Cannabis- und CBD-Branche tätig und konnte sich hier eine umfangreiche Expertise aneignen.