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Medizinisches CBD bei Epilepsie

Erstellt am: 29.03.2023                    Aktualisiert am: 30.03.2023                    Autor: Alexandra Latour

Die Wirkung von Cannabidiol (CBD) wurde am häufigsten bei Epilepsie untersucht, vor allem bei schweren Epilepsieformen wie dem Lennox-Gastaut-Syndrom und Dravet-Syndrom. Im folgenden Artikel gehen wir auf die aktuelle Studienlage ein, die zeigt, dass CBD die Anfallshäufigkeit verringern kann.

 

Wir möchten darauf hinweisen, dass wir hier ausschließlich über medizinisches CBD sprechen. CBD-Produkte wie CBD-Öle oder Kapseln sind keine medizinischen Produkte und nicht geeignet, um eine Erkrankung wie die Epilepsie zu behandeln. Setzen Sie auf keinen Fall Ihre Medikamente ab und reduzieren Sie auch nicht eigenmächtig die Dosierung. Dies kann bei einer Epilepsie lebensgefährlich sein! Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob medizinisches Cannabidiol (CBD) eine mögliche Therapieoption sein kann.

Medizinisches CBD bei Epilepsie

Die Epilepsie gehört zu den am häufigsten auftretenden neurologischen Erkrankungen. Charakteristisch für die Krankheit sind wiederkehrende Anfälle, wobei zwischen unterschiedlichen Epilepsieformen und Anfallsarten unterschieden wird [1]. Je nach Epilepsieform und Anfallshäufigkeit ist der Alltag von Betroffenen enorm eingeschränkt. Zwar existieren medikamentöse Therapien, diese sind jedoch oft mit Nebenwirkungen verbunden.

 

Da die antikonvulsiven Eigenschaften von Cannabis seit vielen Jahrhunderten bekannt sind, hat sich die Forschung in den vergangenen Jahren immer häufiger mit der antiepileptischen Wirkung von Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) beschäftigt.

 

Epilepsie und das Endocannabinoid-System

 

Es wird angenommen, dass bei der Epilepsie ein Ungleichgewicht bei der Steuerung unterschiedlicher Neurotransmitter (Botenstoffe) vorliegt. Die Ursache kann in einzelnen Regionen des Gehirns oder aber in der Hirnrinde liegen. Dabei sind an der Entstehung der neurologischen Erkrankung auch Neurotransmitter des Endocannabinoid-Systems ebenso beteiligt wie andere Neurotransmitter.

 

Wenn ein epileptischer Anfall ausgelöst wird, dann entladen sich ganz plötzlich zahlreiche Nervenzellen und setzen dabei Neurotransmitter frei. Je nach Epilepsieform kann sich das Zusammenspiel der Auslöser unterscheiden. Infolge dessen kommt es Kontraktionen der Muskeln, Zuckungen und/oder Schütteln. Diese Krampfanfälle werden auch als konvulsive epileptische Anfälle bezeichnet.

 

Studien haben gezeigt, dass das Endocannabinoid-System auf bestimmte Neurotransmitter steuernd einwirken kann [2]. Wenn das Endocannabinoidsystem durch Endocannabinoide oder Cannabinoide aus der Cannabispflanze aktiviert wird, kann es verhindern, dass andere Neurotransmitter vermehrt von Nervenzellen freigesetzt werden. Dies kann einen epileptischen Anfall verhindern oder abschwächen.

 

Studien zu Cannabis bei Epilepsie

 

In Tiermodellen und klinischen Studien (am Menschen) konnte gezeigt werden, dass Cannabinoide wie THC und CBD Anfälle abschwächen oder ganz verhindern konnten. Außerdem besitzen Cannabinoide das Potenzial, das Gehirn vor Schädigungen durch die epileptischen Krampfanfälle zu schützen. Denn bei einem Anfall schüttet der Körper große Mengen des Neurotransmitters Glutamat frei, dass Nervenzellen im Gehirn schädigen kann [3].

 

Weitere Studien haben zudem gezeigt, dass Cannabinoide das Potenzial besitzen, die Wirkung von Antiepileptika wie Gabapentin, Carbamazepin, Valproinsäure, Topiramat und Phenobarbital verstärken können [2]. Es fehlt hier jedoch noch an weiteren gut konzipierten Studien, um Therapieempfehlungen ableiten zu können.

 

THC oder CBD bei Epilepsie?

 

Es ist durchaus bekannt, dass Cannabidiol (CBD) bei Epilepsie wirksam sein kann. Hierzu gibt es zahlreiche Studien. Aber auch Tetrahydrocannabinol (THC) kann antiepileptische Wirkungen entfalten. Bei den beiden Cannabinoiden greifen jedoch verschiedene Mechanismen.

 

Das berauschend wirkende Cannabinoid THC kann krampfverhindernde Effekte entfalten. Es bindet an die Cannabinoid-Rezeptoren Typ 1 (CB1) und aktiviert das Endocannabinoidsystem, sodass krampffördernde Neurotransmitter weniger freigesetzt werden [2].

 

CBD bindet zwar ebenfalls an den CB1-Rezeptor, aktiviert jedoch nicht das Endocannabinoidsystem, wodurch die Anfälle verhindert werden. Die genauen Mechanismen sind jedoch noch nicht geklärt.

 

CBD bei schweren Epilepsieformen

 

CBD hat sich als besonders wirksam bei schweren Epilepsieformen wie dem Lennox-Gastaut-Syndrom und dem Dravet-Syndrom gezeigt. Diese Formen können schon im Kindesalter auftreten und zeigen sich mit häufigen Epilepsieanfällen. Bei beiden Syndromen kann CBD die Anfallshäufigkeit verringern [4].

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FAQs

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Wie wirkt CBD bei Epilepsie?

 

Studien haben gezeigt, dass medizinisches Cannabidiol (CBD) die Häufigkeit von epileptischen Anfällen reduzieren kann. Es finden sich auch Hinweise, dass CBD in Kombination mit Tetrahydrocannabinol (THC) Anfälle ganz verhindern kann. Die genauen Wirkmechanismen sind jedoch nur unklar. Das Endocannabinoid-System spielt hier jedoch eine bedeutende Rolle.

 

Welche Pflanze hilft bei Epilepsie?

 

Grundsätzlich sollten beim Vorliegen einer Epilepsie nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt pflanzliche Mittel ausprobiert werden. Das Cannabinoid Cannabidiol (CBD) aus der Hanfpflanze besitzt antiepileptische Eigenschaften und hat in vielen Studien gezeigt, dass es die Anfallshäufigkeit reduzieren kann.

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Alexandra Latour, Autorin, Medizinredakteurin
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Aufgrund der über zehnjährigen freiberuflichen Autorinnentätigkeit für renommierte Gesundheitsportale und Online-Magazine übernahm Alexandra Latour Anfang 2017 die stellvertr. Redaktionsleitung von Leafly Deutschland. Auch nach der Schließung der deutschen Niederlassung von Leafly war sie weiterhin als Medizinredakteurin und Beraterin in der Cannabis- und CBD-Branche tätig und konnte sich hier eine umfangreiche Expertise aneignen.

Quellenverzeichnis

 

[1] Leafly.de, 2020, Alexandra Latour, Epilepsie und medizinisches Cannabis

 

[2] Leafly.de, 2020. Dr. Christine Hutterer, Cannabis bei Epilepsie

 

[3] Li H, Liu Y, Tian D, Tian L, Ju X, Qi L, Wang Y, Liang C. Overview of cannabidiol (CBD) and its analogues: Structures, biological activities, and neuroprotective mechanisms in epilepsy and Alzheimer's disease. Eur J Med Chem. 2020 Apr 15;192:112163. doi: 10.1016/j.ejmech.2020.112163. Epub 2020 Feb 22. PMID: 32109623

 

[4] Lattanzi S, Trinka E, Striano P, Rocchi C, Salvemini S, Silvestrini M, Brigo F. Highly Purified Cannabidiol for Epilepsy Treatment: A Systematic Review of Epileptic Conditions Beyond Dravet Syndrome and Lennox-Gastaut Syndrome. CNS Drugs. 2021 Mar;35(3):265-281. doi: 10.1007/s40263-021-00807-y. Epub 2021 Mar 22. PMID: 33754312; PMCID: PMC8005394

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