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Hilft CBD gegen Bluthochdruck?

Erstellt am: 04.06.2022                     Aktualisiert am: 01.03.2023                    Autor: Alexandra Latour

Als mögliche Nebenwirkung von Cannabidiol (CBD) wird häufig ein niedriger Blutdruck genannt. Hieraus leiten einige ab, dass frei käufliche CBD-Produkte wie CBD-Öl oder CBD-Kapseln zur unterstützenden Behandlung eines Bluthochdrucks (Hypertonie) geeignet wären. Es gibt nur sehr wenige Studien, in denen eine potenzielle blutdrucksenkende Wirkung von CBD untersucht wurde, die wir im folgenden Artikel vorstellen. Außerdem gehen wir auf die Frage ein, ob CBD-Öl oder -Kapseln gegen einen Bluthochdruck eingesetzt werden sollten.

CBD gegen Bluthochdruck

Kurzübersicht zu CBD bei Bluthochdruck

Wenn ein Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) vorliegt, ist der Druck in den Gefäßen, die das Blut vom Herzen zu den Organen transportieren, erhöht. Dabei birgt ein hoher Blutdruck erhebliche Risiken, da er kaum Beschwerden verursacht. Mögliche Symptome sind beispielsweise Atemnot, Unruhe, Schwindel, Angst und ein Engegefühl in der Brust. Ein unbehandelter hoher Blutdruck kann im Körper einen großen Schaden anrichten bzw. leiden darunter die Blutgefäße. Infolge dessen kann ein Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weitere Krankheiten auftreten. Für Patienten ist es deshalb besonders wichtig, dass sie ihre Medikamente regelmäßig einnehmen, immer wieder Blutdruckmessungen vornehmen und ihre Blutdruckwerte im Blick haben sowie ihre Lebensweise hin zu einem gesunden Lebensstil verändern.

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Der aktuelle Stand in der Forschung zu CBD bei hohem Blutdruck ist so, dass zwar Hinweise darauf existieren, dass CBD möglicherweise bei einem stressbedingten Blutdruckanstieg nützlich sein könnte. Ob CBD langfristig den Blutdruck senken kann, ist völlig unklar. Aus diesem Grund sollten Patienten auf keinen Fall ihre Medikamente durch ein CBD-Produkt ersetzen. Bitte gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit und sprechen Sie mit Ihrem Arzt!

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Der Wirkmechanismus des Cannabinoids Cannabidiol (CBD) aus der Hanfpflanze ist sehr komplex und noch längst nicht komplett entschlüsselt. Zu der Frage, ob CBD Auswirkungen auf den Blutdruck hat, gibt es kaum Studien.

 

In einer Meta-Analyse haben Forscher 25 Studien gefunden, in denen die Effekte von CBD (vorwiegend an Tieren) auf den Blutdruck, die Herzfrequenz und den Blutfluss untersucht wurde [1]. Interessant ist eine siebentägige Studie mit 26 gesunden Männern [2]. Eine Gruppe erhielt 600 Milligramm CBD und die andere Gruppe ein Placebo (Scheinmedikament).

 

Im Vergleich zum Placebo senkte CBD nach der direkten Einnahme den mittleren arteriellen Druck in Ruhe signifikant, jedoch nicht nach wiederholter Einnahme. Als Reaktion auf Stress hatten die Männer, die CBD eingenommen hatten, einen niedrigeren systolischen Blutdruck nach direkter Einnahme. Hieraus zogen die Forscher den Schluss, dass CBD den Blutdruck in Ruhe nach einer Einzeldosis senken kann, aber die Wirkung nach sieben Behandlungstagen verloren geht. Bei Belastung kann die Senkung des Blutdrucks jedoch bestehen bleiben.

 

Hingegen zeigte in einer weiteren Studie die Dosis von 100 bis 600 Milligramm CBD an fünf Patienten mit dystonen Bewegungsstörungen über einen Zeitraum von sechs Wochen keine Toleranz für die blutdrucksenkende Wirkung von CBD [3]. Hier wurde der niedrige Blutdruck (Hypotonie) als Nebenwirkung beschrieben.

 

Dementsprechend könnte der Einfluss von CBD auf das kardiovaskuläre System beim Menschen nicht nur von der Dosis abhängen, sondern auch von der Dauer der Verabreichung sowie der Art der Verabreichung [4]. So hatte orales CBD in einer Dosis von 90 Milligramm keinen Einfluss auf den Blutdruck und die Herzfrequenz. Die gleiche Dosis in einer patentierten Kapselformulierung, die die Bioverfügbarkeit von CBD erhöht, ergab, dass sich der diastolische Blutdruck und der mittlere Blutdruck senkten.

Trotz der gefäßerweiternden Eigenschaften hat CBD in Studien für Bluthochdruck keine ausreichende blutdrucksenkende Wirkung gezeigt. Möglich wäre, dass CBD jedoch dem stressbedingten Anstieg des Blutdrucks entgegenwirken könnte.

 

Es muss aber auch gesagt werden, dass fast keine klinischen Studien (am Menschen) mit CBD bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems durchgeführt wurden, sodass sich aus der bisherigen Studienlage keine Therapieempfehlung ableiten lässt.

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Hinweis

In den oben ausgeführten Informationen berichten wir ausschließlich über verschreibungspflichtiges Medizinalcannabis mit all seinen Cannabinoiden oder verschreibungspflichtiges Cannabidiol (CBD). Die Studienergebnisse sind nicht eins zu eins auf frei käufliches CBD-Öl oder CBD-Kapseln übertragbar. Zudem machen wir zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschläge und geben auch keine Anwendungsempfehlungen oder Nutzversprechen.

CBD-Öl, -Kapseln oder -Isolat sind keine Arzneimittel und besitzen weder eine standardisierte noch pharmazeutische Qualität wie das CBD, das in den oben genannten Studien zur Anwendung kam.

 

Wir möchten an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass sich frei käufliche CBD-Produkte nicht dafür eignen, einen Bluthochdruck zu behandeln. Setzen oder reduzieren Sie bitte auf keinen Fall Ihre Blutdruckmedikamente ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt. Bedenken Sie auch, dass zwischen CBD und Medikamenten Wechselwirkungen entstehen können. Sollten Sie die Anwendung von CBD-Produkten in Erwägung ziehen, sprechen Sie bitte vorab mit Ihrem Arzt.

Ist CBD blutdrucksenkend?

 

In verschiedenen Studien, hauptsächlich in Labor- und Tierstudien, fanden Forscher Hinweise darauf, dass Cannabidiol (CBD) gefäßerweiternde Effekte haben kann. Allerdings lässt sich eine blutdrucksenkende Wirkung nicht wissenschaftlich belegen. Ggf. kann CBD dem stressbedingten Anstieg des Blutdrucks entgegenwirken, was jedoch nicht bewiesen ist. Insofern gehört der Hanfextrakt nicht zu den blutdrucksenkenden Mitteln. Gehen Sie bitte kein Risiko ein!

 

Wie viel CBD bei Bluthochdruck?

 

Cannabidiol (CBD) und vor allem frei käufliche CBD-Produkte sind keine geeigneten Mittel, um einen Bluthochdruck (Hypertonie) zu behandeln. Eine blutdrucksenkende Wirkung von CBD ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Es finden sich lediglich vage Hinweise darauf, dass CBD womöglich bei stressbedingtem Bluthochdruck nützlich sein könnte, was aber nicht eindeutig belegt ist. Setzen Sie unter keinen Umständen Ihre Blutdruckmittel eigenmächtig ab.

[1] Sultan SR, Millar SA, England TJ, O'Sullivan SE. A Systematic Review and Meta-Analysis of the Haemodynamic Effects of Cannabidiol. Front Pharmacol. 2017 Feb 24;8:81. doi: 10.3389/fphar.2017.00081. PMID: 28286481; PMCID: PMC5323388

 

[2] Sultan SR, O'Sullivan SE, England TJ. The effects of acute and sustained cannabidiol dosing for seven days on the haemodynamics in healthy men: A randomised controlled trial. Br J Clin Pharmacol. 2020 Jun;86(6):1125-1138. doi: 10.1111/bcp.14225. Epub 2020 Mar 3. PMID: 32128848; PMCID: PMC7256118

 

[3] Consroe P, Sandyk R, Snider SR. Open label evaluation of cannabidiol in dystonic movement disorders. Int J Neurosci. 1986 Nov;30(4):277-82. doi: 10.3109/00207458608985678. PMID: 3793381

 

[4] Kicman A, Toczek M. The Effects of Cannabidiol, a Non-Intoxicating Compound of Cannabis, on the Cardiovascular System in Health and Disease. Int J Mol Sci. 2020 Sep 14;21(18):6740. doi: 10.3390/ijms21186740. PMID: 32937917; PMCID: PMC7554803

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Alexandra Latour, Autorin, Medizinredakteurin
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Aufgrund der über zehnjährigen freiberuflichen Autorinnentätigkeit für renommierte Gesundheitsportale und Online-Magazine übernahm Alexandra Latour Anfang 2017 die stellvertr. Redaktionsleitung von Leafly Deutschland. Auch nach der Schließung der deutschen Niederlassung von Leafly war sie weiterhin als Medizinredakteurin und Beraterin in der Cannabis- und CBD-Branche tätig und konnte sich hier eine umfangreiche Expertise aneignen.

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