Frühere Forschungsergebnisse legen nahe, dass Cannabidiol (CBD) einige der weniger erwünschten Wirkungen von Tetrahydrocannabinol (THC) dämpfen kann. Eine neue Studie des University College London deutet jedoch darauf hin, dass dies möglicherweise nicht der Fall ist.
An der Studie nahmen 48 regelmäßige Cannabiskonsumenten teil: 24 Jugendliche (16-17 Jahre) und 24 Erwachsene (26-29 Jahre). Unter strenger ärztlicher Aufsicht erhielten sie bei verschiedenen Gelegenheiten ein Placebo oder eine Cannabissorte mit hohem THC-Gehalt oder eine Sorte mit hohem THC- und CBD-Gehalt (im Verhältnis 1:3) zum Verdampfen.
Es wurde festgestellt, dass es bei der Anwendung der Sorte mit hohem THC-Gehalt und der Sorte mit hohem THC- und CBD-Gehalt keine Unterschiede im subjektiven "Gefühl" gab. Auch bei den psychoaktiven Wirkungen und der Beeinträchtigung des Gedächtnisses ergaben sich keine Unterschiede.
Überraschend stellten die Forscher fest, dass der THC-Gehalt im Blut bei der Kombination mit CBD höher war. Trotzdem "gab es keine Verhaltenseffekte", erklärte Dr. Will Lawn, Psychologie-Dozent am King's College London und Hauptautor der Studie.
Gegenwirkungen zwischen THC und CBD
Die Möglichkeit, dass CBD der berauschenden Wirkung von THC entgegenwirken könnte, wurde bereits vor vielen Jahren diskutiert. Es entstand als eine mögliche Erklärung für die unterschiedlichen Wirkungen von Cannabispräparaten, die unterschiedliche Verhältnisse der beiden Chemikalien enthalten.
Im Allgemeinen ist die potenzielle Gegenwirkung jedoch "nicht eindeutig geklärt", erklärte Dr. David Berger, ein Kinderarzt aus Florida und medizinischer Leiter der medizinischen Cannabisklinik Wholistic ReLeaf, in einem Onlinebericht.
Weiter führte Berger aus, dass diskutiert werde, „dass es mit der Veränderung eines Enzyms namens ERK (extrazellulär-signalregulierte Kinase) im Hippocampus des Gehirns zusammenhängen könnte“. Man gehe davon aus, dass dieses Enzym mit der euphorisierenden Wirkung von THC in Verbindung stehe.
Darüber hinaus könnte CBD die Kalziummenge in den Neuronen verändern. Es wird angenommen, dass Kalzium als "Botenstoff" in unseren Neuronen fungiert und die Freisetzung von Neurotransmittern (Botenstoffen) beeinflusst.
Vor diesem Hintergrund, so Berger weiter, "sollte diese neue Arbeit nicht als endgültiger Beweis angesehen werden, sondern als Teil einer wachsenden Zahl von Daten, die sich mit der Hypothese befassen, dass CBD vor einigen der negativen Auswirkungen von THC schützt."
Auswirkungen von Cannabis zwischen den Altersgruppen
Die Forscher untersuchten nicht nur, ob CBD einige der Wirkungen von THC abmildert, sondern auch die unmittelbaren schädlichen Auswirkungen von Cannabis auf die beiden Altersgruppen. Dabei gingen sie von der Hypothese aus, dass Jugendliche anfälliger sind und die Auswirkungen akuter spüren. Dies war jedoch nicht der Fall: Sie stellten keinen Unterschied zwischen den Ergebnissen der erwachsenen und jugendlichen Teilnehmer fest.
Demnach sind Teenager möglicherweise nicht anfälliger für kognitive Beeinträchtigungen, Depressionen und Angstzustände. Laut den Forschern bedeute dies jedoch nicht, dass der Cannabiskonsum für Jugendliche ungefährlich sei. Die Pubertät sei eine kritische Zeit der Entwicklung und der THC-Konsum könne langfristige Auswirkungen auf diese haben.
"Man geht davon aus, dass sich die Gehirne bis zum Alter von etwa 25 Jahren noch entwickeln. Ein signifikanter THC-Konsum vor diesem Alter hat wahrscheinlich größere Auswirkungen auf die langfristige Gesundheit des Gehirns als ein Konsum in höherem Alter", führte Berger aus. Hier sei noch viel Forschung notwendig.
Quelle
Lawn W, Trinci K, Mokrysz C, Borissova A, Ofori S, Petrilli K, Bloomfield M, Haniff ZR, Hall D, Fernandez-Vinson N, Wang S, Englund A, Chesney E, Wall MB, Freeman TP, Curran HV. THE ACUTE EFFECTS OF CANNABIS WITH AND WITHOUT CANNABIDIOL IN ADULTS AND ADOLESCENTS: A RANDOMISED, DOUBLE-BLIND, PLACEBO-CONTROLLED, CROSSOVER EXPERIMENT. Addiction. 2023 Feb 7. doi: 10.1111/add.16154. Epub ahead of print. PMID: 36750134
Autorin: Alexandra Latour
Aufgrund der über zehnjährigen freiberuflichen Autorinnentätigkeit für renommierte Gesundheitsportale und Online-Magazine übernahm Alexandra Latour Anfang 2017 d ie stellvertr. Redaktionsleitung von Leafly Deutschland. Auch nach der Schließung der deutschen Niederlassung von Leafly war sie weiterhin als Medizinredakteurin und Beraterin in der Cannabis- und CBD-Branche tätig und konnte sich hier eine umfangreiche Expertise aneignen.
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