Endometriose ist eine Krankheit, bei der das Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter wächst und starke Schmerzen, Entzündungen, Müdigkeit und in einigen Fällen Unfruchtbarkeit verursacht und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigt. Bislang gibt es nur wenige wirksame Behandlungsmöglichkeiten, und die Ursache der Endometriose ist nach wie vor weitgehend unbekannt.
Forscher der Western Sydney University haben jetzt einen Zuschuss in Höhe von 660.000 Dollar für eine dreijährige Studie über medizinisches Cannabis als mögliche Behandlung von Endometriose erhalten. Mit diesem Zuschuss wird eine klinische Studie, Laborarbeiten zur Untersuchung des Endocannabinoid-Systems und von Entzündungsmarkern sowie eine gesundheitsökonomische Komponente zur Erforschung des potenziellen Kosten-Nutzen-Verhältnisses von medizinischem Cannabis zur Behandlung von Endometriose finanziert.
"Mit dieser randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie soll festgestellt werden, ob medizinisches Cannabis, entweder ein Cannabidiol (CBD)-Isolat oder ein ausgewogenes Öl, das sowohl CBD als auch Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) enthält, im Vergleich zu einem Placebo-Öl Schmerzen und andere Symptome der Endometriose lindern kann“, führte der Leiter der Studie, Professor Mike Armour von der Western Sydney University, laut einem Online-Bericht aus.
Weiter erklärte Armour, dass die Studie die erste sein werde, bei der spezielle Ultraschalluntersuchungen (Sonovaginographie) eingesetzt werden, um die Größe und Lage der Endometrioseherde im Laufe der Zeit zu erfassen und zu verfolgen, um zu sehen, ob sie sich als Reaktion auf die Behandlung verändern. Außerdem sollen Funktionsstörungen im Endocannabinoidsystem untersucht werden, die zu den Symptomen bei Endometriose beitragen könnten.
Endometriose und das Endocannabinoid-System
Viele Forschungsergebnisse zeigen, dass Cannabinoide eine positive Wirkung auf das körpereigene Endocannabinoid-System haben können, das unter anderem an der Regulierung von Schmerzen, Entzündungen und der Immunfunktion beteiligt ist. Dieses System besteht aus Rezeptoren im gesamten Körper, die sich auch in den Fortpflanzungsorganen nachweisen lassen.
"Verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe, hauptsächlich CBD aus Cannabis, haben gut beschriebene analgetische, entzündungshemmende und antidepressive Wirkungen und können auch Angst und Übelkeit reduzieren. Die Verwendung von Cannabis bei anderen chronischen Schmerzzuständen hat zu einem "Substitutionseffekt" von Arzneimitteln, in der Regel Opioid-Analgetika, durch Cannabis geführt. Unsere früheren Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen, die in Australien und Neuseeland mit Endometriose leben, Cannabis konsumieren, meist aus illegalen Quellen, um ihre Schmerzen und andere damit verbundene Symptome zu behandeln", erklärte Armour weiter.
Laut Armour berichteten diese Menschen selbst über positive Erfahrungen mit dem Cannabiskonsum, einschließlich Schmerzlinderung, Verbesserung des Schlafs, der Stimmung und der Magen-Darm-Funktionen, und gaben an, dass sie damit ihre Endometriose-Symptome wirksam in den Griff bekommen und eine bessere Lebensqualität erreichen konnten.
"Wir wissen jedoch noch viel zu wenig darüber, wie oder warum Cannabis die Endometriose-Symptome beeinflussen und möglicherweise das Fortschreiten verlangsamen kann. Die Studie wird es uns ermöglichen, den wirksamen Dosierungsbereich, das ideale Verhältnis von THC zu CBD, die Dauer der Behandlung usw. zu bestimmen. Wir freuen uns, dass die Wilson Foundation diese bahnbrechende Studie finanziert, die diese wichtigen Fragen beantworten wird“, so Armour.
Durchführung der Studie
Der Zuschuss wurde von der Wilson Foundation gewährt, die innovative Forschung im Bereich der geistigen und körperlichen Gesundheit finanziert. Die Stiftung ist der Ansicht, dass diese Forschung wichtige Erkenntnisse liefern wird, um festzustellen, ob medizinisches Cannabis eine sichere, wirksame und zugängliche Behandlung für Patientinnen mit Endometriose ist.
Nach der ethischen Genehmigung wird die Studie in diesem Winter mit der Rekrutierung beginnen und 126 in Sydney lebende Frauen mit Endometriose einbeziehen, die nach dem Zufallsprinzip entweder medizinisches Cannabis oder ein Placebo über einen Zeitraum von 26 Wochen mit einer 52-wöchigen Nachbeobachtung erhalten werden.
Autorin: Alexandra Latour
Aufgrund der über zehnjährigen freiberuflichen Autorinnentätigkeit für renommierte Gesundheitsportale und Online-Magazine übernahm Alexandra Latour Anfang 2017 die stellvertr. Redaktionsleitung von Leafly Deutschland. Auch nach der Schließung der deutschen Niederlassung von Leafly war sie weiterhin als Medizinredakteurin und Beraterin in der Cannabis- und CBD-Branche tätig und konnte sich hier eine umfangreiche Expertise aneignen.
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