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CBD gegen Angst und Panikattacken

Erstellt am: 04.06.2022                     Aktualisiert am: 01.03.2023                    Autor: Alexandra Latour

Cannabidiol (CBD) soll Ängste und Panikattacken lindern, gegen innere Unruhe sowie beim Abbau von Stress helfen und ein natürlicher Begleiter im Alltag sein. Tatsächlich gibt es zum Thema medizinisches CBD gegen Angst interessante Studien, die wir uns im folgenden Artikel näher ansehen. Am Ende gehen wir dann darauf ein, ob frei käufliche CBD-Produkte ebenfalls gegen Angst und Panik helfen können.

CBD gegen Angst und Panikattacken
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Kurzübersicht zu CBD gegen Angst

Angst, Stress, Probleme, Überforderung - nahezu jeder Mensch kommt im Laufe seines Lebens in solche Situationen. Insbesondere dann, wenn die Angst überhandnimmt, suchen viele nach einer natürlichen Hilfe und stoßen dabei auf ein CBD-Produkt wie CBD-Öl, denn das Angebot ist riesig. Untersuchungen zufolge kann CBD beruhigende Effekte entfalten. Zu beachten ist jedoch, dass es Unterschiede zwischen medizinischem CBD und frei käuflichen Produkten gibt. Hierüber informieren wir im folgenden Artikel.

Das Endocannabinoid-System (ESC) mit seinen Endocannabinoiden und Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 ist Teil unseres Nervensystems. Im Gehirn, vor allem im limbischen System und weiteren Gehirnstrukturen, die unsere Emotionen und Stressreaktionen regulieren, lassen sich besonders viele Cannabinoid-Rezeptoren nachweisen [1].

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Studien weisen darauf hin, dass das ESC in der Lage ist, Verhaltensreaktionen zu harmonisieren, die für die Homöostase (Gleichgewichtszustand) im Körper von Bedeutung sind. Nicht nur die Cannabinoid-Rezeptoren scheinen hier eine bedeutende Rolle zu spielen, sondern auch die Cannabinoide, die unser Körper selbst bilden kann (Endocannabinoide) wie Anandamid (N-Arachidonoylethanolamin) und 2-Arachidonoylglycerol (2-AG). Diese fettsäureähnlichen Substanzen produziert der Körper bei Bedarf und sie können die Cannabinoid-Rezeptoren aktivieren.

 

Forschern ist es in einer Tierstudie gelungen, den Transportweg von Endocannabinoiden mittels neuartiger Hemmstoffe im Gehirn von Mäusen zu blockieren. Hierbei zeigte sich unter anderem eine angstlösende Wirkung [2].

 

Die Phytocannabinoide aus der Hanfpflanze wie Cannabidiol (CBD) binden ebenfalls an die Cannabinoid-Rezeptoren. Dementsprechend kann die Gabe von Cannabinoiden ebenfalls das Endocannabinoid-System modulieren.

Medizinisches Cannabidiol (CBD), das aus Cannabis gewonnen wird, hat in der Forschung zunehmendes Interesse geweckt, vor allem für die Behandlung von neuropsychiatrischen Erkrankungen.

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Die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse aus experimentellen Labor- und Tierstudien weisen darauf hin, dass CBD bei einer generalisierten Angststörung, Panikattacken, sozialer Angststörung, Phobien und Zwangsstörungen nützlich sein könnte. Auch die wenigen Humanstudien (am Menschen) sprechen für angstlösende Effekte [3]. Allerdings sind weitere Untersuchungen notwendig, insbesondere in Bezug auf eine langfristige Einnahme von CBD. Bisherige Studienergebnisse sind jedoch vielversprechend:

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Im Rahmen einer Studie wurde die Anwendung von CBD bei Angst- und Schlafstörungen bei 72 erwachsenen Betroffenen untersucht, die sich in einer psychiatrischen Klinik befanden und gegen die Symptome Medikamente wie Antidepressiva erhielten. Zusätzlich bekamen sie noch CBD [4]. Nach Angaben der Forscher verringerten sich die Angstsymptome bei 57 Betroffenen innerhalb des ersten Monats. Auch im weiteren Studienverlauf gingen die Angstzustände weiter zurück. Bei 48 Patienten verbesserten sich auch die Schlafwerte im ersten Monat, schwankten jedoch im weiteren Studienverlauf. Bis auf drei Betroffene haben alle anderen CBD gut vertragen. Schwere Nebenwirkungen traten nicht auf.

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Ziel einer weiteren Studie war es, bei Patienten mit generalisierter sozialer Angststörung die Effekte von CBD zu untersuchen [5]. Während eine Gruppe 400 Milligramm CBD oral erhielt, bekam eine andere Gruppe nur ein Placebo (Scheinmedikament). In den Bewertungen der Untersuchung heißt es, dass bei der CBD-Gruppe eine signifikante Verringerung der subjektiven Angst zu beobachten war.

 

Dass CBD vielversprechendes Potenzial bei der Behandlung von Angststörungen und Panikattacken besitzt, zeigt eine Analyse von acht Studien [6]. Hier kam CBD in Form von Kapseln oder als Spray bei Menschen zur Anwendung, die unter einer generalisierten Angststörung oder sozialer Angststörung litten. Die Dosierung lag zwischen 6 und 400 Milligramm CBD. Zur Beurteilung der Wirksamkeit wurden verschiedene Skalen zur Bewertung der Angstzustände verwendet und es zeigte sich eine deutliche Verbesserung der Angstreaktionen. Zudem kam es zu keinen starken unerwünschten Nebenwirkungen.

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Der genaue Wirkmechanismus von CBD gegen Angst und Panik ist noch nicht vollständig geklärt. In einer Studie heißt es, dass das Cannabinoid vermutlich mit dem 5-HT1A-Rezeptor interagiert. Dieser Rezeptor wird auch als Serotoninrezeptor bezeichnet, weil er durch das „Glückshormon“ Serotonin aktiviert wird. Er lässt sich vor allem im Gehirn sowie in peripheren Nervenzellen nachweisen. An Ratten zeigten Forscher, dass niedrig dosiertes CBD diesen Rezeptor aktivieren konnte [7]. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen die Forscher in einer weiteren Studie [8] und erklären, dass CBD ein neues potenzielles Medikament gegen Angststörungen sein könnte.

 

Tatsächlich hat medizinisches CBD in vielen Studien eine positive Wirkung bei Angststörungen gezeigt. Vieles ist aber immer noch unklar, wie zum Beispiel die richtige Dosierung bei akuter Angst oder einer Panikattacke.

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Hinweis

In dem obigen Artikel berichten wir ausschließlich über verschreibungspflichtiges Medizinalcannabis mit all seinen Cannabinoiden oder verschreibungspflichtiges Cannabidiol (CBD). Die Studienergebnisse sind nicht eins zu eins auf frei käufliches CBD-Öl und CBD-Kapseln übertragbar. Zudem machen wir zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschläge und geben auch keine Anwendungsempfehlungen oder Nutzversprechen.

In den zuvor genannten Untersuchungen haben Forscher synthetisches CBD oder CBD-Isolat in standardisierter, pharmazeutischer Qualität angewendet. Frei käufliche CBD-Produkte, wozu CBD-Öl und CBD-Kapseln gehören, kommen in Studien nicht zur Anwendung, da diese erhebliche Qualitätsunterschiede aufweisen. Hinzu kommt, dass die in den Untersuchungen verwendete Dosierung zum Teil sehr hoch ist. Mit einem CBD-Öl oder mit CBD-Kapseln ist eine solch hohe Dosierung meist gar nicht möglich. Deshalb lassen sich die Studienergebnisse auch nicht eins zu eins auf die frei käuflichen Produkte übertragen.

 

Übermäßige Angst und Panikattacken sind äußerst unangenehm und lösen Symptome wie Herzrasen und Herzklopfen, Schwindel, Schwitzen, Übelkeit, Unsicherheit und vieles mehr aus. Obwohl die Angst eine natürliche Reaktion ist, wird sie als bedrohlich wahrgenommen.

 

Der erste Schritt, um diesem Zustand bzw. dem Teufelskreis der Angst zu entkommen, besteht darin, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bei Angststörungen hat sich insbesondere eine Verhaltenstherapie als hilfreich erwiesen. Bei sehr schwer ausgeprägten Angstzuständen können auch Beruhigungsmittel (Benzodiazepine) verordnet werden. Allerdings stellen diese lediglich ein Hilfsmittel für einen kurzen Moment dar und sind nicht für die regelmäßige Einnahme geeignet.

 

Auf der Suche nach Alternativen bzw. pflanzlichen Präparaten stehen CBD-Produkte, vor allem das CBD-Öl, ganz weit oben auf der Empfehlungsliste. Auf die Frage, ob CBD-Öl gegen Angst hilft, antworten viele Menschen mit einem deutlichen Ja und berichten über positive Effekte. Andere Menschen geben an, dass ihnen CBD-Öl nicht geholfen hat. Es gibt hier also die unterschiedlichsten Erfahrungen.

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Ist CBD angstlösend?

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Medizinisches CBD hat sich in wissenschaftlichen Untersuchungen das Potenzial gezeigt, angstlösend zu wirken. Ob rezeptfreies und frei käufliches CBD-Öl gegen Angst hilft, wurde bisher nicht untersucht, da es bei diesen Produkten aufgrund fehlender Standards erhebliche Qualitätsunterschiede gibt. Wer CBD-Öl kaufen möchte, sollte beim Kauf unbedingt auf eine hohe Qualität achten.

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Kann CBD Panikattacken auslösen?

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Pflanzliche Substanzen können genau wie Medikamente Nebenwirkungen und Wechselwirkungen verursachen. Da jeder Mensch anders auf CBD reagiert, kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass Angstzustände auftreten - auch wenn das eher unwahrscheinlich ist. In der Regel treten Nebenwirkungen nur in seltenen Fällen auf und können sich in Form von Müdigkeit, niedrigem Blutdruck, Mundtrockenheit, Kopfschmerzen sowie Magen-Darm-Problemen äußern.

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Alexandra Latour, Autorin, Medizinredakteurin
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Aufgrund der über zehnjährigen freiberuflichen Autorinnentätigkeit für renommierte Gesundheitsportale und Online-Magazine übernahm Alexandra Latour Anfang 2017 die stellvertr. Redaktionsleitung von Leafly Deutschland. Auch nach der Schließung der deutschen Niederlassung von Leafly war sie weiterhin als Medizinredakteurin und Beraterin in der Cannabis- und CBD-Branche tätig und konnte sich hier eine umfangreiche Expertise aneignen.

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[1] Maldonado R, Cabañero D, Martín-García E. The endocannabinoid system in modulating fear, anxiety, and stress. Dialogues Clin Neurosci. 2020 Sep;22(3):229-239. doi: 10.31887/DCNS.2020.22.3/rmaldonado. PMID: 33162766; PMCID: PMC7605023

 

[2] Chicca A, Nicolussi S, Bartholomäus R, Blunder M, Aparisi Rey A, Petrucci V, Reynoso-Moreno IDC, Viveros-Paredes JM, Dalghi Gens M, Lutz B, Schiöth HB, Soeberdt M, Abels C, Charles RP, Altmann KH, Gertsch J. Chemical probes to potently and selectively inhibit endocannabinoid cellular reuptake. Proc Natl Acad Sci U S A. 2017 Jun 20;114(25):E5006-E5015. doi: 10.1073/pnas.1704065114. Epub 2017 Jun 5. PMID: 28584105; PMCID: PMC5488949

 

[3] Spinella TC, Stewart SH, Naugler J, Yakovenko I, Barrett SP. Evaluating cannabidiol (CBD) expectancy effects on acute stress and anxiety in healthy adults: a randomized crossover study. Psychopharmacology (Berl). 2021 Jul;238(7):1965-1977. doi: 10.1007/s00213-021-05823-w. Epub 2021 Apr 4. PMID: 33813611; PMCID: PMC8233292

 

[4] Shannon S, Lewis N, Lee H, Hughes S. Cannabidiol in Anxiety and Sleep: A Large Case Series. Perm J. 2019;23:18-041. doi: 10.7812/TPP/18-041. PMID: 30624194; PMCID: PMC6326553

 

[5] Crippa JA, Derenusson GN, Ferrari TB, Wichert-Ana L, Duran FL, Martin-Santos R, Simões MV, Bhattacharyya S, Fusar-Poli P, Atakan Z, Santos Filho A, Freitas-Ferrari MC, McGuire PK, Zuardi AW, Busatto GF, Hallak JE. Neural basis of anxiolytic effects of cannabidiol (CBD) in generalized social anxiety disorder: a preliminary report. J Psychopharmacol. 2011 Jan;25(1):121-30. doi: 10.1177/0269881110379283. Epub 2010 Sep 9. PMID: 20829306

 

[6] Skelley JW, Deas CM, Curren Z, Ennis J. Use of cannabidiol in anxiety and anxiety-related disorders. J Am Pharm Assoc (2003). 2020 Jan-Feb;60(1):253-261. doi: 10.1016/j.japh.2019.11.008. Epub 2019 Dec 19. PMID: 31866386

 

[7] De Gregorio D, McLaughlin RJ, Posa L, Ochoa-Sanchez R, Enns J, Lopez-Canul M, Aboud M, Maione S, Comai S, Gobbi G. Cannabidiol modulates serotonergic transmission and reverses both allodynia and anxiety-like behavior in a model of neuropathic pain. Pain. 2019 Jan;160(1):136-150. doi: 10.1097/j.pain.0000000000001386. PMID: 30157131; PMCID: PMC6319597

 

[8] García-Gutiérrez MS, Navarrete F, Gasparyan A, Austrich-Olivares A, Sala F, Manzanares J. Cannabidiol: A Potential New Alternative for the Treatment of Anxiety, Depression, and Psychotic Disorders. Biomolecules. 2020 Nov 19;10(11):1575. doi: 10.3390/biom10111575. PMID: 33228239; PMCID: PMC7699613

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